Plastik
Installationen
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Saarbrücker Zeitung vom 27./28. August 2005
Spuren der Zeit aufgesammelt
von Dr. Sabine Graf
Magdalena Grandmontagne zeigt die Ergebnisse ihrer Spurensuche ab Sonntag im Museum Haus Ludwig
Straßen, Pfade, Treppen, Mauern, aber auch durchzogener Rindenmantel der Bäume bilden das Zentrum ihrer Arbeit. Magdalena Grandmontagne stellt zurzeit im Museum Haus Ludwig aus.
Vor 35 Jahren brach die damals 20-jährige Magdalena Grandmontagne aus Saarlouis nach Frankreich auf, um in Nizza an das École des Arts Décoratifs Kunst zu studieren. Fünf Jahre später war das Diplom abgelegt und eine Entscheidung gefallen: Die Radierung, das buchstäblich Handwerkliche wurde zu ihrem Medium, mit dem sie fortan durch die Welt gehen wollte.
Das darf man gerne wörtlich nehmen, denn Straßen, Pfade, Treppen, Mauern, aber auch der von tiefen Furchen durchzogene Rindenmantel der Bäume bilden das Zentrum ihrer Arbeit. Denn das Geviert der kleinen Metallplatte, in die Linien geritzt und geätzt wurden, war ihr alsbald zu eng.
Als Übungsfläche war es gerade recht, aber dann mussten die Grenzen aufbrechen und der Raum sich weiten. Auch hierin, im experimentellen Arbeiten fand sie Unterstützung ihrer Professoren, erzählt sie. Fortan waren es Spuren, „alles, was auf der Oberfläche zurückbleibt, wenn eine Kraft darauf einwirkt“, was sie interessiert und sie immer wieder herausfordert, durch Tänzer und Läufer Oberflächen diese Spuren beibringen zu lassen.
Zwischenstation auf diesem Weg ist zurzeit das Atelier im Museum Haus Ludwig, in dem sie Bilder aus den Jahren 2004 und 2005 zeigt. Lange Wegstrecken hat Magdalena Grandmontagne zurückgelegt. Bis ins Jahr 2000 lebte und arbeitete sie im südfranzösischen Cabris. Dort gründete sie eine Malschule und Sommerakademie, an der sie auch unterrichtete. Im Winter blieb Zeit für die eigenen Arbeiten.
Im Format Eins zu Eins
Seit 1990 hat sie auch ein Atelier im lothringischen Beckerholz. Das ist der Ort, an dem die Beute der draußen gesammelten Spuren auf Leinwand umgedruckt wird. Stets sind es große Formate, die längst nicht mehr einfach auf Platte zu stechen sind. Magdalena Grandmontagne arbeitet im Format Eins zu Eins. Dazu wirft sie Bleifolie über Treppen und Wände, legt lang gestreckte Platten auf Wegen aus, um die Spuren der Zeit und der Bewegung aufzusammeln. Das heißt meist, mit großem körperlichen Einsatz auf Metallplatten und –folien zu knien, um sie mit Hammerschwüngen den Oberflächen wie eine Haut überzuziehen. Nur so bleiben die Spuren an dem Metall kleben, das so groß ist „wie ich fassen und gerade noch tragen kann“, beschreibt es Magdalena Grandmontagne.
Gerade aus Venedig zurück
Die seit 1997 entstehenden „Parcourinstallationen“ bilden die Spuren der Zeit auf der Oberfläche eines Weges ab. Das Besondere des Ortes manifestiert sich. Gerade kam sie von einem Aufenthalt in Venedig zurück. Eine der Platten, die sie dort auf dem Pflaster auslegte, liegt noch dort, erzählt sie. Doch die muss warten. Derzeit gilt die Aufmerksamkeit Magdalena Grandmontagnes den Ergebnissen ihrer Spurensuche. Als Umdrucke auf Leinwand, aber auch plastisch als Objekte in Gestalt der von ihr bearbeiteten und gefärbten Bleiplatten.
Diese Spannung gibt der Ausstellung ihren besonderen Reiz. Die Materialspuren, die in großer Anstrengung den steinernen Oberflächen abgerungen wurden, entmaterialisieren sich auf den Leinwänden als wären es flimmernde Lichtreflexe und zarte Schatten. Das Handfeste kommt zum Freischwebenden und fügt sich zur Zufriedenheit der Malerin und Grafikerin: „Ich habe das Gefühl, das Malerei und Grafik zum ersten Mal zusammenkommen.“