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Plastik

 

 

 

Palimpsest

 

Bodeninstall

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Work in progress:  Palimpsest - Landtag des Saarlandes
Bodeninstallation von 25 Bleitafeln, zusammen 200 x 200 cm, 2012
Zustand zu Beginn der Ausstellung 2012

 


Palimpsest ist eine historische Technik der partiellen Tilgung, Ausradierung und Über-
lagerung von Bild- und Schriftspuren durch neue Strukturen. Es bedeutet den Vorgang
des Wiederbeschreibens - nachdem auf dem Schriftträger ältere Texte, Zeichen und
Gebrauchsspuren durch Schaben oder Kratzen teilweise ausgelöscht worden sind.

„Palimpsest“ ist auch eine Metapher für geistige und kreative Prozesse und die unbe-
grenzte Aufnahmefähigkeit und Erhaltung von Spuren. Somit birgt das Palimpsest im-
mer eine Fülle von Verweisen in sich. Es illustriert Vergessen und Erinnern, die andau-
ernde Transformation in materieller und geistiger Hinsicht.

Die Installation aus 25 Bleiplatten „gestaltet sich“ als work in progress.  Die Oberfläche
der Platten haben architektonische Strukturen und andere vorgefundene Details des
Landtagsgebäudes, des Gartens und der Umgebung aufgenommen. Auch Wasser der
Saar, Sand und Erde wirkten auf die Bleiplatten ein.

Die Reliefs sind vor Ort Veränderungen durch Witterung und Zeit ausgesetzt, sie oxy-
dieren und färben sich. Diese zuerst dreidimensionalen „Ortsaufnahmen“ werden im
Atelier zu zweidimensionalen Abdrücken flach gewalzt und auf Holz aufgezogen. Zu-
sammengefügt und im Freien ausgelegt, werden sie als Bausteine der Spurensuche
dem Ort und der Witterung überlassen und verändern sich während der Ausstellung
weiter. Sie werden eine 4. Dimension in sich aufnehmen: die Dimension der Zeit. Einige
der Details werden sich durch die Oxydation auslöschen und verschwinden, andere erst
zum Vorschein kommen. Diese Veränderungen werden dokumentiert und können zu er-
neuten künstlerischen Arbeiten anregen. Auch wenn die Gesamtinstallation aufgelöst
wird, werden Teile davon in spätere Arbeiten integriert.

Ich verfolge mit diesem künstlerischen Prozess die Idee eines fortlaufenden „Parcours“,
in dem Bruchstücke vergangener Arbeiten übernommen werden und so Kontinuität ent-
steht:  „Palimpseste“.

                                                                                Magdalena Grandmontagne

 

 

Pinhole

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Magdalena Grandmontagne bei den Abformarbeiten
zu der Bodeninstallation „Palimpsest - Landtag des Saarlandes“.

 

 

Bearbeitung 2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kollektive Intelligenz

„Dass aber die Entscheidung eher bei der Menge als bei der geringeren Zahl der Besten
(den aristoi) zu liegen habe, das scheint zu bestehen und sich verteidigen zu lassen, ja
vielleicht sogar wahr zu sein.  Denn die Menge, von der der Einzelne kein tüchtiger Mann
ist, scheint doch in ihrer Gesamtheit besser sein zu können als jene Besten; nicht jeder
Einzelne für sich, sondern die Gesamtheit, so wie die Speisungen, zu denen viele beige-
tragen haben, besser sein können als jene, die ein Einzelner veranstaltet. Denn es sind
viele, und jeder hat ein Teil an Tugend und Einsicht. Wie sie zusammenkommen, so wird
die Menge wie ein einziger Mensch, der viele Füße, Hände und Wahrnehmungsorgane hat
und ebenso, was den Charakter und den Intellekt betrifft. So beurteilt auch die Menge die
Werke der Musik und der Dichter besser; der eine beurteilt dies, der andere jene Seite,
und so urteilen alle über das Ganze.“

 

                                                                                           Aristoteles: Politik III, 11

Einen Beitrag der ebenfalls das Thema Palimpsest beinhaltet finden Sie innerhalb dieser
Website hier:  Ernest W. Uthemann "Ordnung ist die halbe Unordnung"

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Fotos für diese Seite: Christoph M Frisch ©2012