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Magdalena Grandmontagne
La mémoire de l’eau – Venise 2005
Die Vorlagen zu der Edition „La mémoire de l’eau - Venise“ sind bei meinem letzten Aufenthalt in Venedig, vom 31.5. bis 5.6.2005 entstanden. An bestimmten Orten habe ich Bleiplatten auf dem Boden ausgelegt, die über mehrere Tage Spuren aufgenommen haben.
Der Boden in Venedig ist ein geheimnisvoller Untergrund, wo sich so alltägliche Bewegungen wie überall sonst mit ungewöhnlichsten Umständen vereinen (falls man das Wort „alltäglich“ überhaupt für Venedig anwenden will). Die Geschäftigkeit der über Wasserwege mit dem Boot verfrachteten Dinge des Lebens, der wechselnde Untergrund auf meinem Weg mit den Übergängen von Wasser zum Stein, das abrupte Ende des Gässchens, das unvermittelt in plätscherndes Wasser mündet, das mich auslacht: schon wieder verlaufen! Normalität der unglaublichen Situation, ein Ausnahmezustand wird wie selbstverständlich gelebt.
Ich drehe diese Beobachtung um: jede alltäglichste Spur des Lebens ist hier für mich, die Voyeuristin, etwas Besonderes. Der Zauber hat sich auf alles übertragen, was mir in dieser Stadt begegnet ist, die Schönheit der „Bilder“ in den abblätternden Fassaden, die Würde der zerfallenden Monumente, die Ahnung von Verlust, die jedes Detail enthält, geben mir recht.
Das Abformen dieser Motive mit Hilfe meiner Blei-Abdrücke ist ein Mittel, etwas davon zu bewahren. Diese zukünftigen Radierplatten sind ein Dokument, sie tragen die authentischen Spuren von fünf ganz normalen Tagen. Realität, aber keine Entzauberung, im Gegenteil.
Überall ist es unter mir tief und lebendig, in Bewegung. Lautlos ist es in Venedig. Nirgendwo ist mir Vergehen und Zeit so bewusst geworden. Werde ich beim nächsten Besuch die noch ausliegende Platte wieder finden?