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Steifel



Adeline Mannarini


Einführung
Die Gelegenheit, das gesamte Schaffen eines Künstlers vor Augen zu haben, erweckt beim Betrachter einen starken Wunsch nach Verständnis. Die chronologische Wiedergabe eines Werkes ermöglicht einen fast intimen Einblick in seine Entwicklung. So kann man sehen, wie eine Idee geboren wird, sich verfeinert, um sich dann zielstrebig zu entfalten. Diese Werkübersicht erfüllt genau diesen Wunsch. Von der Studienzeit an sind alle wichtigen Stadien in der Arbeit Magdalena Grandmontagnes vorgestellt. Die Auswahl der Abbildungen in ihrer Kontinuität ergibt somit einen schlüssigen Rückblick.

Magdalena Grandmontagne hat ihr Schaffen von der Radierung über die Performance-Kunst und schließlich zur Malerei hinentwickelt. Sie überwindet dabei die Grenzen einer Bildsprache, die sich auf das sichere Gefüge einer einzigen Ausdrucksform beschränkt. Aus der Zurückgezogenheit ihres Ateliers herauszutreten und eine Zusammenarbeit mit Choreographen und Tänzern anzustreben, ist ein schwieriger, aber für Magdalena Grandmontagne ganz offensichtlich ein notwendiger Schritt. Eine solche Entwicklung erfolgte ganz natürlich bei dieser Künstlerin, die mit großer Freiheit ihre unterschiedlichen Medien wählt. In der Sprache der Phänomenologie wird alles, was uns umgibt als eine Herausforderung zur «Aktion» empfunden, sei sie vollzogen oder latent. Vor aller Erkenntnis erfährt der Mensch die Welt durch sein aktives Wirken. Es ist selbstverständlich, dass er die Dinge auch identifiziert und ihnen eine Bedeutung zuspricht. Der Künstler nimmt eine besondere Stellung ein, indem er die Dinge nicht benennt oder erklärt, sondern sie so aufnimmt wie sie sind. In einem Kunstwerk wird etwas aus der Welt erfasst und zum Ausdruck gebracht. Ob figürlich oder abstrakt, das grundlegende Prinzip des künstlerischen Schaffens ist, eine Art «Muster» oder «Probe» aus der Welt zu entnehmen, dies in einer neuen Form zu gestalten und es in die Welt zurückzugeben. Damit schließt sichein Kreis.

Das zentrale Thema in Magdalena Grandmontagnes Arbeit, sei es in der Radierung, der Installation vor Ort, in der Performance oder der Malerei, ist die Aufnahme und Bearbeitung von Spuren. Das Konzept der Spur ist eng mit Bewegung und Zeit verknüpft. Wir alle lassen durch unsere Präsenz in der Welt ständig Spuren zurück, in unserer äußeren Umgebung und in unserer Erinnerung. Unser Denken nimmt Bruchstücke dieser Spuren auf, formt die Fragmente in einem neuen Zusammenhang und macht sie uns gegenwärtig. Magdalena Grandmontagne macht dies in ihrer Arbeit deutlich, indem sie sich direkt und körperlich mit der Materie auseinandersetzt. So nimmt sie von ihrem Baummodell nicht nur einen Abdruck oder eine Erinnerung auf, sie gibt ihm eine Präsenz. Seine Zeit kann hier von neuem beginnen, seine Spur wird Teil eines lebenden und für den Betrachter eines sich immer weiter entfaltenden Bildes. Die eigenen Aussagen der Künstlerin über ihre Arbeit sind bereichernd, weil sie auf einfache Weise von der «anderen», der «verborgenen Seite» des Kunstwerks sprechen. Sie zeigen sowohl die technischen als auch die inhaltlichen Details eines Arbeitsvorgangs auf und erlauben dem Betrachter eine zusätzliche Annäherung an die Werke.

Durch die Gespräche mit Jürgen Lorenz erhalten wir einen Einblick in das Wesen und die persönliche Entwicklung der Künstlerin Magdalena Grandmontagne. Die Texte von Wolfgang Birk und Friedrich Meibert geben uns eine kunstkritische Betrachtung ihres Schaffens.Schließlich können wir sagen, dass sowohl konzeptuelle wie auch biographische «Spuren» eines vielfältigen Werkes in dieser Webpräsentation durch Sprache und Bild eine weitere Form finden.